Mit Fairplay und Herz(blatt)

Das 108. Dobrock-Turnier ging am Sonntag vor vollen Zuschauerrängen mit einem Sieg des 36-jährigen Ungarn Balazs Krucso im Großen Preis des Landkreises Cuxhaven zu Ende. Vom 20. bis 23. August wurde an vier Turniertagen in der Wingst Spring- und Dressursport auf höchstem Niveau in seiner ganzen Vielfalt geboten.

Mit einem Sieg des Ungarn Balazs Krucso im Großen Preis des Landkreises Cuxhaven und der Weser-Elbe Sparkasse Bremerhaven hatte wohl niemand gerechnet und vor allem der 36-Jährige selbst nicht. „Ich bin gerade erst von einer langwierigen Viruserkrankung genesen und immer noch nicht wieder völlig fit. Aber mein Pferd Fairplay hat alles gegeben und für mich mitgekämpft“, war Balazs Krucso von der Leistung seiner zehnjährigen Hannoveraner Stute Fairplay sichtlich gerührt. Als Nationenpreisreiter und Teilnehmer an Europameisterschaften für Ungarn zählt der Titelgewinn auf dem Dobrock zu den größten Erfolgen in der Laufbahn des Springreiters Balazs Krucso, der sich vor zwei Jahren in Bissendorf bei Osnabrück mit einem Ausbildungs- und Verkaufsstall selbständig gemacht hat.

Fünf Reiter schafften in der mit 15.000 Euro dotierten S***-Springprüfung den Einzug ins Stechen. Balazs Krucso blieb als erster Teilnehmer wieder fehlerfrei und stellte mit einer Zeit von 44,50 Sekunden gleich die Zeichen auf Sieg. Gerd Sosath mit Cadora und Philip Rüping mit Copperfield blieben zwar auch ohne Springfehler aber konnten die vorgegebene Zeit nicht unterbieten. Jasper Kools leistete sich einen und Rolf Moormann mit Kangano zwei Abwürfe. In einem anspruchsvoll aufgebauten Springparcours zeigte der Ungar mit Stute Fairplay die beste Leistung und wird so als würdiger Sieger in die Annalen des Dobrock-Turniers eingehen. „Bei diesem Traditionsturnier und vor so vielen Zuschauern zu gewinnen, ist schon etwas Besonderes.“ Balazs Krucso ist auf einem ungarischen Pferdegestüt, das auf eine 200-jährige Tradition zurückblicken kann, aufgewachsen. „Aber wenn man professionell reiten will, muss einfach nach Deutschland gehen“, meint der Springreiter, was er auch vor knapp 20 Jahren in die Tat umgesetzt hat und in vielen renommierten Reitställen in die Lehre gegangen ist. Mit der Ausbildung der nicht ganz einfachen zehnjährigen Stute Fairplay hat Balazs Krucso sein Können und Einfühlungsgefühl für spezielle Pferde eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Am Freitag und Samstag sorgte in den beiden Springprüfungen der Großen Tour auf S*-Niveau die 22-jährige Cassandra Orschel mit ihrem 15-jährigen Oldenburger Herzblatt für Furore. Das Paar präsentierte sich in Bestform und gewann souverän beide Wertungsprüfungen. Auch andere junge Reiter wie Frederic Tillmann, Mathis Schwentker, Jennifer Pedersen oder Carola Wegener nutzten die Springwettbewerbe des Dobrock-Turnier erfolgreich, um sich an die Leistungen der renommierten Reiter heranzukämpfen. Am Freitagabend gelang der 25-jährigen Carolina Sandoval aus Ecuador mit ihrem neunjährigen Wallach Siberius und dem Sieg im Amazonenspringen ein Achtungserfolg. Die junge Reiterin ist Schülerin im Stall von Christian Hess in Neumünster und mit einem Sport-Visum ausgestattet. So hat die Springreiterin die Chance, in Deutschland kontinuierlich ihren Reitstil noch zu verbessern. In einem spannenden Stechen vor imposanter Publikumskulisse wurde Inga Czwalina mit Va Bene Zweite, den dritten Rang belegte die erst sechzehnjährige Pheline Ahlmann mit Quanto Fino.

Das anschließende Mächtigkeitsspringen wurde zum stimmungsvollen Höhepunkt des Turniers. Wenn die Flutlichtmasten auf dem Dobrock leuchten, dann herrscht eine wirklich einmalige Atmosphäre auf dem Dobrock. Der neue Turniersprecher Wolfgang Kohne animierte die Zuschauer zusätzlich zu Mitmachaktionen und sorgte für eine gelungene Abendveranstaltung. Erst nach dem fünften Stechen war Schluss. Neun Reiter hatten ihre Pferde gesattelt, um die beeindruckende Mauer zu überspringen. Am Ende gab es drei Sieger, die eine Höhe von 1,90 Meter überwinden konnten: Jasper Kools mit Elvredo, Frederic Tillmann mit Lathago und Jan-Oliver Tödtmann mit Vacation.

Das 9. Deister-Springpferde-Championat stand ganz im Zeichen der Pferde aus dem Ausbildungsstall von Paul Schockemöhle. Zum erfolgreichsten Reiter avancierte Christopher Kläsener, der es schaffte gleich zwei Pferde zum Champion zu machen. Höchstnoten gab es bei den Vierjährigen für den Holsteiner Hengst Clear Air v. Clarimo und bei den Fünfjährigen für den Oldenburger Hengst Diatoon v. Diarado. Den Triumph des Stalls Schockemöhle machte Philip Rüping perfekt, indem er das Championat bei den Sechsjährigen mit dem Oldenburger Hengst Chactano v. Chacco-Blue für sich entschied.

In der erstmals ausgetragenen Qualifikationsprüfung der Future Pony-Challenge, die von der Horst-Gebers-Stiftung ins Leben gerufen wurde, gewann Cindy Ebel mit Kentucky Dream. Platz zwei und drei in der Ponyspringprüfung der Klasse M* belegte Johanna Beckmann mit ihren Pferde Neila und Rico. In einer Stilprüfung der Kl. L im Halbfinale der Warsteiner Reitsport Förderung qualifizierten sich zehn junge Reiter für das Finale. Strahlende Siegerin wurde mit einer Wertnote von 8,2 Anna-Lena Straube mit Clifford.

Die beiden Dressurprüfungen auf S***-Niveau, den Grand Prix de Dressage und Grand Prix Special gewann Susan Pape mit dem zehnjährigen Hannoveraner Harmonys Fiorano. Platz zwei ging jeweils an Kirsten Sieber mit ihrer zehnjährigen Trakehner Stute Rosafina.  Pünktlich zu Turnierbeginn verzogen sich die Regenwolken und mit großem Maschineneinsatz wurden alle Lkw’s auf das aufgeweichte Turniergelände gezogen. Der Boden des großen Hauptplatzes waren die immensen Wassermengen, die im Vorfeld des Turniers gefallen waren, nicht anzumerken. Bei bester Stimmung und Atmosphäre gingen vier Turniertage mit Reitsport auf höchstem Niveau über die Bühne.

„Alle Reiter waren zufrieden. Gerade in den Dressurprüfungen haben wir die Startmöglichkeiten ausgeweitet. Das Dobrock-Turnier bietet attraktiven Spitzensport. Aber auch auf Reiter in den Leistungsklassen darunter ist unsere Ausschreibung ausgerichtet. So waren in diesem Jahr auch mehr Reiter am Start“, ist Turnierchef Dr. Martin Lübbeke zuversichtlich für das Jahr 2016. Zumal auch alle Sponsoren dem Unterelbeschen weiterhin die Treue halten, dürfen sich alle Pferdebegeisterten auf das 109. Dobrock-Turnier vom 18. bis 21. August freuen.

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